„Mein Sein, das ist mein Schmerz, das allein ist gewiss, nichts daran ist kognitiv, alles ist nur leidender Leib, und die ganze Seele ist ein verzweifelter Schrei. Der Schmerz scheint das Eigenste zu sein, dessen das Selbst fähig ist, denn es ist sein Schmerz, sein Eigentum – ein Eigentum freilich, das niemand sonst haben will, das einzige Eigentum, das keinen Neid auf sich zieht.(...) In die grösste Einsamkeit wirft der Schmerz das Selbst, in der es allein ist mit ihm, denn mit einem Anderen die Lust zu teilen ist leicht, den Schmerz zu teilen aber unmöglich.“
Wie die Lust ist der Schmerz zu einer unerhörten Intensität in der Lage,
aber im Unterschied zu ihr kann er völlig unerträglich werden und trifft damit
die Existenz in ihrem eigensten Kern, dort nämlich, wo sie von der Auslöschung
bedroht ist.
Aus dem Eigentum „Schmerz“ resultiert zunächst nicht die Selbstmächtigkeit, sondern deren Niederlage. Der Sinn dahinter ist, dass der Schmerz die Sorge herbeizwingt, die das Selbst wieder auf den Weg zu bringen vermag. Diese Sorge ist existentiell vonnöten, sie verweist auf einen neuen Anfang. Den Anfang zu einem anderen Leben verdankt das Selbst also dem Schmerz, der die intensivste Form des Lebens ist. Was bleibt, ist die Verletzlichkeit des Selbst, die durch nichts zu eliminieren ist.
Jeder Versuch den Schmerz auszuschalten verweist auf ein fehlendes Verhältnis des Selbst zu sich, denn der Schmerz ist unser Eigenstes und seine Abschaffung kommt einer Selbstamputation gleich. Man beraubt sich seines Vermögens, sich selbst zu spüren, sein Innerstes zu empfinden. Keine Frage, dass es eine Schwelle der Ertäglichkeit von Schmerzen für jedes Individuum gibt. Aber nicht jeder Schmerz muss geflohen, nicht jeder noch so kleine somatische Schmerz betäubt, nicht jedes psychische Leid schon im Ansatz erstickt werden.
Aus dem Eigentum „Schmerz“ resultiert zunächst nicht die Selbstmächtigkeit, sondern deren Niederlage. Der Sinn dahinter ist, dass der Schmerz die Sorge herbeizwingt, die das Selbst wieder auf den Weg zu bringen vermag. Diese Sorge ist existentiell vonnöten, sie verweist auf einen neuen Anfang. Den Anfang zu einem anderen Leben verdankt das Selbst also dem Schmerz, der die intensivste Form des Lebens ist. Was bleibt, ist die Verletzlichkeit des Selbst, die durch nichts zu eliminieren ist.
Jeder Versuch den Schmerz auszuschalten verweist auf ein fehlendes Verhältnis des Selbst zu sich, denn der Schmerz ist unser Eigenstes und seine Abschaffung kommt einer Selbstamputation gleich. Man beraubt sich seines Vermögens, sich selbst zu spüren, sein Innerstes zu empfinden. Keine Frage, dass es eine Schwelle der Ertäglichkeit von Schmerzen für jedes Individuum gibt. Aber nicht jeder Schmerz muss geflohen, nicht jeder noch so kleine somatische Schmerz betäubt, nicht jedes psychische Leid schon im Ansatz erstickt werden.
Grundsätzlich kann der Schmerz auf zweifache Weise wirksam werden,
destruktiv und produktiv, und diese beiden Momente sind keineswegs voneinander
zu trennen. Destruktiv, denn die Welt verschwindet im Kopf des Leidenden; völlig
vom Schmerz besessen, sinkt die äussere Welt zur Belanglosigkeit für ihn herab
und wird zu Nichts.
Produktiv, da in der Vorstellung des Leidenden eine ganze innere Welt neu entstehen kann.
Einige Kunst- und Kulturtheorien führen das Entstehen des einzelnen Kunstwerks wie auch die Entstehung von Kultur überhaupt auf die Erfahrung von Schmerz zurück.
Die Kunst Schmerzen zu empfinden ist eine einschneidende Erfahrung, die tiefer reicht als jede andere; sie fördert besser als alles sonst die Einsicht in die Bedrohtheit des Selbst wie auch anderer: Das Selbst versteht besser, wie Anderen zumute ist, wenn es selbst erleidet, was sie bedrückt.
Produktiv, da in der Vorstellung des Leidenden eine ganze innere Welt neu entstehen kann.
Einige Kunst- und Kulturtheorien führen das Entstehen des einzelnen Kunstwerks wie auch die Entstehung von Kultur überhaupt auf die Erfahrung von Schmerz zurück.
Die Kunst Schmerzen zu empfinden ist eine einschneidende Erfahrung, die tiefer reicht als jede andere; sie fördert besser als alles sonst die Einsicht in die Bedrohtheit des Selbst wie auch anderer: Das Selbst versteht besser, wie Anderen zumute ist, wenn es selbst erleidet, was sie bedrückt.